Scheinriese Stadthalle
Seit dem Bürgerentscheid über eine finanzielle Beteiligung der Stadt an der Finanzierung einer geplanten Veranstaltungshalle beobachten die damaligen Initiatoren des damaligen Bürgerbegehrens Anke Berkes und Detlef Vollheyde mit kritischer Distanz die Entwicklungen im Kaiserpfalzquartier.
Insbesondere messen sie die Äußerungen von Planern, Verwaltungsspitze, Ratsmitgliedern sowie damaligen Befürwortern der finanziellen Beteiligung in der heißen Phase des Entscheids an den aktuellen Planungen. Berkes erklärt: „Die Hauptakteure des Bürgerbegehrens betonen weiterhin, dass der Prozess kritisch begleitet wird.“
„Und jetzt zeigt sich: Vieles wurde versprochen, weniger wird jetzt ermöglicht und viele Probleme bleiben weiterhin ungelöst oder werden in die Zukunft verschoben,“ ergänzt Giovanni Graziano.
Eben mehr Schein als Sein.
„Mir ist in Erinnerung geblieben das immer bunter werdende Feuerwerk an Nutzungsmöglichkeiten in der Veranstaltungshalle, eine Vielzahl unterschiedlichster Nutzungen, auch um das zu erwartende finanzielle Defizit im Betrieb durch die Attraktivität des Angebots zu reduzieren. Von Abibällen über Hochzeiten, Theateraufführungen und Konzerten namhafter Künstlerinnen und Künstler war die Rede, um sich so auch mit den bestehenden Veranstaltungsstätten in Ilsenburg, Wolfenbüttel und Osterode messen zu können“, so Thomas Walter. “ Dabei muss doch den Verantwortlichen von Anfang an der Konflikt zwischen den unterschiedlichen Nutzungen im Quartier, aber insbesondere mit den unmittelbar benachbarten Anliegern klar gewesen sein. Deshalb für mich keine Überraschung, dass in der Regel Veranstaltungen nur bis 21:30 dauern sollen. Dies ist aus Immissionsschutzgründen nachvollziehbar und richtig. Aber entspricht dies noch den vollmundigen Versprechen beim Bürgerentscheid? Und wäre es nicht jetzt konsequenter, Tagungsaktivitäten und kleiner kulturelle Aktivitäten in der geplanten Halle zu bündeln, dann unter alleiniger Verantwortung des Hotelbetreibers, und eine gewünschte multifunktionelle Veranstaltungshalle, die dann auch diesen Anspruch erfüllen kann, an einem geeigneteren Standort, verkehrsgünstig gelegen, ohne einschränkende Verkehrs- und Lärmmaßnahmen und mit ausreichenden Stellplätzen, zu errichten“?
Dem kann sich Mari-Luise Bona nur anschließen. „Auch wenn sich jetzt nach dem Wegfall des Tiefgaragenanteils der Stadthalle beiden Künstlergarderoben leichte Verbesserungen ergeben haben sollten: Es gibt weiter bei der Raumausstattung deutliche Defizite und große Veranstaltungsformate werden weiterhin einen Bogen um Goslar machen, weil die nachvollziehbaren Nutzungsbeschränkungen an diesem Standort zu groß sind. Und an einem geeigneteren Standort kann ein Neubau sich funktional und räumlich an dem orientieren, was das Odeon früher bot. Und damit ist das Ganze mehr Sein als Schein“.
Detlef Vollheyde lenkt den Blick noch einmal auf die Finanzen: „Das Betriebsergebnis wird durch die Beschränkungen, die notwendig sind, um die Konflikte insbesondere mit den Anwohnern zu verringern, schlechter werden. Das vergrößerte Defizit wird der Steuerzahler in Goslar tragen müssen, der doch schon genug in den nächsten Jahren finanzieren muss. Und davon unabhängig bleibt nach wie vor unklar, wie sich die Baukosten entwickeln werden. Ich glaube kaum, dass sie geringer werden als angenommen, obwohl jetzt ein größerer Kostenanteil, der Tiefgaragenanteil, entfällt. Das wird bestimmt durch Baukostensteigerungen und zusätzliche Anforderungen mehr als aufgebraucht.“
Das fehlende Verkehrskonzept nehmen Anke Berkes und Giovanni Graziano in den Blick: „Sehenden Auges auf eine Aktualisierung des Verkehrsgutachtens aus 2020 mit Blick auf das nun aktuell geplante Parkhaus an der Clausthaler Straße zu verzichten, bei dem es insbesondere bei den Zu- und Abfahrten für Veranstaltungen zu erheblichen Beeinträchtigungen auf der Bundesstraße mit Auswirkungen auch auf die Anlieger kommen wird, halten wir für fahrlässig. Ebenso die Ignoranz hinsichtlich des Wegfalls einer Vielzahl von Anwohnerparkplätzen“. „Da hilft“, so Berkes, „auch kein Hinweis auf eine geringe Anzahl von Anwohnerparkplätzen im geplanten Parkhaus, das, so ist eine Äußerung des Ersten Stadtrats zu verstehen, nicht auf Kosten der Stadt, damit wohl ohne Einfluss auf Gebühren und Vergabe der Stadt, von einem Dritten errichtet werden soll.“
Abschließend betont Holger Plaschke für die Initiative: „Wir schauen weiterhin aufmerksam, wie die Stadt und die Verantwortlichen mit der Entwicklung des Kaiserpfalzquartiers umgehen, insbesondere was Kosten und Funktionalität der Veranstaltungshalle anbetrifft. Aber auch, wie mit den vielfältigen Auswirkungen auf die Anlieger umgegangen wird.
Besonders fordern wir aber erneut die Transparenz bei Planung, Kosten, Verwaltungshandeln und Entscheidungen an, damit die BürgerInnen erkennen können, wer wie entschieden hat. Und dies hat die Oberbürgermeisterin der Stadtgesellschaft nach dem Bürgerentscheid zugesagt hat. Dies wird aber durch das aktuelle Agieren in Frage gestellt.“